Trotzig prangt auf dem Kirchturm mit stabilem Stahl befestigt und gesichert schwer ein steineres Katharerkreuz. Und das nach Zehntausenden ermordeter Menschen und einer zumindest offiziell „siegreichen“ Inquisition. Die Wahrheit – das kann man in Stein gehauen sehen – ist nicht totzukriegen. Der so ganz im Materiellen fixierte Mensch des 21. Jahrunderts kann sich hier die Inspiration holen, dass sein anerzogenes Weltbild hier und da – wenn nicht gänzlich – auf fragwürdigen Fundamenten basiert. Das Katharerkreuz ähnelt übrigens auf frappierende Weise buddhistischen Darstellungen vom Lebensrad oder Rad des Werdens (Sanskrit: Bhava-cakra). Es steht für den ewigen Kreislauf des Lebens, für das Rad der Wiedergeburten, an das die Seele gefesselt ist, aber auch für Weg der Befreiung. Katharer und Buddhisten haben also auf ein weitgehend ähnliches Symbol meditiert. Bild: Andreas Bubrowski