So schöne Bilder über die Jahre. Und dann ausgerechnet beim ersten Besuch des Montségur ist der Berg wolkenverhangen. Oben auf der Bergkuppe kann man kaum 50 Meter weit sehen. Ein Glücksfall. Die katharische Botschaft des heiligen Berges kann auf keinen Fall dessen die Sinne entzückende Form sein. Nichts gegen die Sinne entzückende Formen. Nichts gegen Genuss. Das sahen die Katharer laut Inqusitionsprotokolle flexibel. Entscheidend eher: die exklusive Fixierung und Reduktion auf die Form, den Sinneseindruck, das Materielle. MONTSÉGUR ist ein verkörpertes Sinnbild des Seelenfunkens, der danach strebt, vom Rad der Wiedergeburt freizuwerden. Der Kit der die Seele an dieses Rad bindet sind Anhaftungen an die Welt der Formen. Die Katharer ähneln in ihren Ansichten Taoisten und Buddhisten. Schon das Ankommen bei dieser These ist befreiend. Das weiße Licht kommt näher, wenn man in der Aura des heiligen Berges weilt. Und das mitten im Leben. Tage später, zweiter Versuch, Aufbruch unter sonnigen Verhältnissen. Doch je näher der Berg kam, desto bewölkter der Himmel. Dann vor Ort: wolkenverhangen. OK – verstanden!
Bild: Andreas Bubrowski