Waldeck

Waldeck: uralte Tradition wird sichtbar | Foto: Andreas Bubrowski

Waldeck: sieht man genau hin, wird uralte Tradition sichtbar.

Waldeck an einem Samstag-Morgen im Herbst. Es ist kalt, nebelig. Kaum Menschen zu sehen. Eine Handvoll Männer haben einen Wahlschirm ihrer Partei aufgespannt. Bald sind Bundestagswahlen. Noch gibt es aber niemanden, um dessen Stimme sie werben könnten. Es stehen mehr Menschen um den Wahlschirm als Passanten unterwegs sind. Zu sehen gibt es das in Nordhessen übliche Fachwerk-Klein-Klein. Aber das scheint ein Klischee. Jemand sagt mir, dass sich Waldeck landsmannschaftlich gar nicht Nordhesssen zugeordnet fühlt.

Waldeck: altehrwürdige Tradition

Nimmt man sich Zeit und guckt genau hin, werden auch in Waldeck altehrwürde Tradition und Identität sichtbar. An der Kirche ist in Umrissen ein alchemisches Schutzsymbol erkennbar. Jemand hat vor Zeiten den in Stein gehauenen Wächter verstümmelt. Vermutlich ein sich mit einem Deckmantel „politischer Korrektheit“ tarnender Fanatiker. Es muss eine beeindruckend große Figur auf Augenhöhe mit Passanten gewesen sein. Die verbliebenen Umrisse erinnern entfernt an die Reste der von den Taliban gesprengten Buddha-Figur in Afghanistan.

Auf dem Balken eines vor Zeiten prächtigen Fachwerkhauses steht die Jahreszahl 1640. 2017 minus 1640 = 377. Ein also vermutlich über 400 Jahre altes Holz guckt auf den Betrachter herab… Plötzlich ist dieser Flecken im Morgentau wie eine Zeitreise. Den städtischen Schaf- und Schweinehirten stand früher jeweils ein eigenes kleines Häuschen zu. Das Schäferhaus steht noch – leer und am Verfallen. Tradition und Identität als museale Auslaufmodelle? ANDREAS BUBROWSKI

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Stadt Waldeck in Nordhessen