München Frühlingserwachen

Valery Gergiev, Münchner Philharmoniker, Prokofjew, Bruckner

Valery Gergiev, Münchner Philharmoniker, Prokofjew, Bruckner.

Prokofjew und Bruckner zum Frühlingserwachen in München? Sicher keine schlechte Wahl. Noch dazu, wenn die Münchner Philharmoniker unter Leitung von Valery Gergiev spielen. Gergiev ist für den Verfasser der musikalisch beseelteste Dirigent der gegenwärtigen Epoche. Ja, Gergiev ist für ihn ein Musik-Bodhisattva. Gut möglich, dass feinsinnige Menschen bei einem von ihm geleiteten Konzert ihre höheren Chakren spüren oder Musik-Devas in der Philharmonie am Gasteig schweben sehen. Es ist einmalig und besonders. Und das – wie gesagt – im Frühlingserwachen, das sich Anfang April in München als Sommertraum erweist. Also Zeit auf den zahllosen neuen Pfaden der Stadt zu wandeln.

Die Zivilgesellschaft in München erlebt der Besucher als eine herzliche Gemeinschaft. Terroralarm vor wenigen Wochen, noch bis vor kurzem zehntausende Ankömmlinge im großen Völkerwandern, tausende sollen in ehemaligen Kasernen kampieren – könnten Spuren hinterlassen haben. Hat es sicher auch. Nur bemerkt man davon nichts, wenn man eine Woche zu Besuch ist. Am Tage in der Innenstadt plötzlich Gruppen von sieben oder achte Polizisten, jeweils einen Delinquenten im wahrsten Sinne des Wortes eskortierend. Bei genauer Betrachtung erweist sich der martialische Auftritt als effektive De-Eskalierung. Der Abgeführte ist angesichts der Überzahl um ihn herum „ganz normal“. Einer der Polizisten spricht ruhig gestikulierend mit ihm. Keine Gewalt nirgends. Man sieht, es lohnt sich Grenzen zu setzen – und diese auch beherzt durchzusetzen.

Impulsgeber für die Installation ELECTRIC LADYLAND von Michaela Melián: Jimi Hendrix

The Experience Clip (Jimi Hendrix – Voodoo Child) from Pirates Peperes on Vimeo.

Nachts lässt es sich unbedenklich über den leeren Viktualienmarkt schlendern. Tagsüber kommt in der U-Bahn fast immer mit irgendwem ein Gespräch zustande. Man trennt sich beim Aussteigen für immer – jeder ein Lächeln auf den Lippen. Fragt man nach dem Weg, trifft man auf offene hilfsbereite Gesichter. Sagst du etwa beim Betreten einer Buchhandlung versehentlich GUTEN TAG, schwingt das „Tag“ noch nach, da kommt schon bestimmt ein GRÜSS GOTT zurück, aber sehr wahrscheinlich auch hier aus einem nachsichtig lächelnden Mund. So lässt es sich leben. ANDREAS BUBROWSKI

Linksunten:
NS-Dokumentationszentrum München
Michaela Melián – ELECTRIC LADYLAND

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